Nicht Podolski, und auch nicht Petit: In der letzten Saison ist Youssef Mohamad die Kapitänsbinde zugeflogen. Der Innenverteidiger ist stolz auf sein Amt und beeindruckt von den vielen jungen Spielern im Team.
Die Rolle als Spielführer ist Mohamad gegen Ende der vergangenen Hinrunde zugeflogen. Der Job war frei, weil Kölns Trainer Zvonimir Soldo den bisherigen Amtsinhaber Milivoje Novakovic wegen wiederholter Undiszipliniertheiten abgesetzt hatte. Mohamad habe mit Leistung überzeugt, sagte Soldo damals über seinen robusten, zweikampfstarken Innenverteidiger, der überdies sicher in der Spieleröffnung und mit einer besonderen Spezialität ausgestattet ist: erfolgreiche Grätsche mit 50 Meter Anlauf. Hinzu kam für Soldo wohl auch, dass Mohamad in der Mannschaft angesehen ist - bei allen Gruppen und Fraktionen.
Mohamad mag es nicht, über sich zu reden. Am liebsten spricht er über „die Gruppe, das Team“, er diskutiert über das „Wir“ und darüber, „was wir erreichen können in dieser Saison - zum Beispiel bei optimalem Saisonstart einen einstelligen Tabellenplatz“; er mag es nicht „darüber nachzudenken, was ich schaffen könnte“. Soldo hört das gerne, er hat schon entschieden: „Youssef bleibt Kapitän.“ Und Mohamad sagt am Rande des Kölner Trainingslagers in Tröpolach, Kärnten: „Das nehme ich an. Es ist eine Ehre, Kapitän zu sein, aber auch eine Herausforderung.“
Einmal aber redet Mohamad mit seiner ruhigen, tiefen Stimme doch über sich - er bestätigt den Eindruck, dass er in einer formidablen Verfassung und Form ist: „Ja, ich fühle mich gut, ich habe aber auch schon im Urlaub viel trainiert.“ Das Trainingslager sei bisher optimal gelaufen: „Gute Stimmung, schwere Übungen, große Anstrengung. So soll es sein.“ Angetan ist Mohamad von den vielen jungen Spielern im Team: „Sie forcieren den Konkurrenzkampf.“ Und manchmal, wenn Mohamad merkt, dass ein Neuprofi ein Problem hat, dass er zu schüchtern oder einfach nur unsicher ist, „gehe ich da hin und helfe. Das ist mein Job.“
Mohamad stammt aus Beirut, der Hauptstadt des Libanon und ist in Gedanken häufig dort. Seine Familie besucht er, so oft es geht. „Das ist das wichtigste für mich“, erzählt er. Via Skype und mit E-Mails hält er Kontakt zu seinen zwei Brüdern und den drei Schwestern. Seine Mutter jedoch verlangt besonders viel Einsatz: „Ich muss sie täglich anrufen.“
Kapitän war Mohamad schon vor seiner Amtsübernahme in Köln. Er hatte auch die Nationalelf seines Landes aufs Feld geführt, doch das ist nun vorbei. Mohamad kritisierte, dass der libanesische Verband versuche, den Fußball für politische Zwecke zu missbrauchen. „Deshalb bin ich nun draußen.“ Eine Möglichkeit zur Rückkehr gibt es allerdings: „Sie wollen, dass ich mich entschuldige. Aber das können sie vergessen. Ich habe die Wahrheit gesagt.“
Seit inzwischen sechs Jahren spielt Mohamad in Deutschland, drei Spielzeiten hat er in Köln verbracht. Seine erste Station war der SC Freiburg. Den Kontakt hatte der Ex-Freiburger und Ex-Kölner Roda Antar hergestellt. „Dafür bin ich ihm immer dankbar“, sagt Mohamad. Dass Antar nun in China spielt und nicht mehr in Köln „ist zwar schade, aber so ist unser Beruf“.
In Deutschland hat Mohamad gerade ein Jubiläum feiern müssen, das ihm zusetzt: „Ich bin am 1. Juli 30 geworden. Das macht mich fertig, das hört sich so alt an.“ Trost findet er im Beruf. Fußballerisch sei er nun im besten Alter und erst recht bereit, sich seinen Traum zu erfüllen: „Mit dem FC international spielen. Nicht übernächste Saison. Aber irgendwann ganz sicher.“ Klingt ebenfalls wie ein Befehl.Quelle: http://www.ksta.de
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